Nachhaltig online shoppen – geht das überhaupt?

Das Thema Nachhaltigkeit ist 2021 in aller Munde. Wetterextreme und Unwetter suchen uns selbst in unserer gemäßigten Klimazone immer häufiger heim. So hat inzwischen ein Großteil der Deutschen verstanden, dass der Klimawandel ein real existierendes Problem ist, dem wir uns zwingend widmen müssen.

Die, Ihr, Wir, Du und Ich: Wer muss denn etwas ändern?

Der Kampf gegen den Klimawandel ist zweifelsfrei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das bedeutet allerdings nicht, der Einzelne könne sich der Verantwortung für sein eigenes Handeln entziehen. 

Nein, gar das Gegenteil ist der Fall: es ist unser ungezügelter Konsum in Vergangenheit und Gegenwart, der viele der heutigen Missstände erst hervorgebracht hat. Genauso liegt es nun auch an uns, unser Konsumverhalten von Grund auf zu verändern. Nur so können wir den Folgegenerationen eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten ermöglichen.

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“

– Mahatma Ghandi

Konsum als Droge: Dopamin-Kicks für Mausklicks

Jedes Mal, wenn wir etwas kaufen, wird das Glückshormon Dopamin in unserem Körper freigesetzt. Und noch nie konnten wir uns diese „Droge“ so bequem besorgen wie heute. Unsere Dealer des Vertrauens: stets nur wenige Mausklicks von uns entfernt. 

Ob Amazon, eBay oder Zalando – in Abertausenden Online-Shops können wir dem Kaufrausch 24/7 frönen, ohne dass wir uns dabei in irgendeiner Form verausgaben müssten. Das Angebot übersteigt längst jede Nachfrage, die Preise sind günstiger denn je.

Geblendet von attraktiven Preisen und komfortablen Lieferoptionen schauen wir mal bewusst, mal weniger bewusst über die Schattenseiten des Online-Shoppings hinweg. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass wir uns insgeheim einer (unangenehmen) Wahrheit bewusst geworden sind, die Carl Tillessen in seinem Buch „Konsum – Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen“ zum zentralen Thema gemacht hat: 

Wir kaufen nicht mehr, weil wir etwas wirklich brauchen – vielmehr kaufen wir, weil wir das Kaufen brauchen.

Nachhaltig online shoppen: (r)eine Illusion?

Es liegt auf der Hand, dass Fast-Fashion-Mode zu Spottpreisen niemals nachhaltig sein kann. Ebenso wenig ist es der Einsatz von Energie aus fossilen Brennstoffen gegenüber regenerativer Energien. Wir wissen das und dennoch nehmen wir es zum Teil billigend in Kauf.

Warum wir das tun? Auf der einen Seite sehen wir sicher einen Vorteil im vermeintlich günstigeren Preis (für den die Umwelt allerdings teuer bezahlen muss), zum anderen fehlt es leider immer noch an hinreichender Aufklärung zum Thema nachhaltig online shoppen.

Dessen werden sich mehr und mehr Initiativen und Unternehmen bewusst, sodass Interessierte inzwischen auf eine Vielzahl entsprechender Whitepapers und Ratgeber zum Thema nachhaltiges Online-Shopping im Netz zurückgreifen können.

Wer tatsächlich umweltbewusster im Internet einkaufen möchte, der sollte sich vor einer Bestellung im besten Fall die folgenden Fragen stellen:

  • Brauche ich das Produkt wirklich und wird es im Alltag einen praktischen Nutzen erfüllen?
  • Erhalte ich das Produkt möglicherweise auch in einem lokalen Geschäft, sodass durch die Emissionen einer Lieferung theoretisch gespart werden könnten?
  • Wie und unter welchen Bedingungen wurde das Produkt hergestellt? Entspricht sein Preis in etwa seinem wahren Wert? (beim T-Shirt für 2 Euro sind Preis und tatsächlicher Wert deutlich entkoppelt!)
  • Inwiefern bemüht sich der jeweilige Händler, ein nachhaltiges Geschäftskonzept umzusetzen?
  • Gibt es unabhängige Güte- und/oder Qualitätssiegel?

Zusammenfassung: Nachhaltigkeit beim Online-Shopping beginnt bei Reduzierung unseres Konsums

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass wir am nachhaltigsten handeln, indem wir unser (digitales) Konsumverhalten drastisch verändern. Das soll jedoch nicht den kompletten Verzicht auf Online-Shopping bedeuten! 

Vielmehr geht es darum, unsere Konsumentscheidungen kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu überdenken. Wem helfen wir damit, ein Möbelstück zu kaufen, dass unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und dem Einsatz umweltschädlicher Chemikalien am anderen Ende der Welt produziert wurde? Augenscheinlich unserer eigenen Brieftasche, tatsächlich dem Großhändler und praktisch dem Fortbestand des Systems, das bisher mehr Probleme geschaffen als Lösungen gefunden hat.

Lese-Tipp: eine Alternative zum obengenannten Beispiel wären etwa Bio-Möbel, die sowohl über Schadstofftests als auch Gütesiegel der fairen Produktion verfügen.